Das Herzstück jedes Planetariums ist das Projektionssystem. Große Planetarien arbeiten meistens mit einem mechanischen Sternenprojektor (mit der typischen Hantelform) oder mit einem digitalen System, das aus mehreren Einzelprojektoren zusammengesetzt ist. Für mobile Planetarien gibt es spezielle tragbare Lösungen am Planetariumsmarkt - ja, den gibt es, vorallem in den USA - und schon ab etwa 25.000 Dollar könnt ihr euren eigenen professionellen Planetariumsprojektor erwerben!
Okay, keine Panik. Es geht auch mit wesentlich geringeren finanziellen Mitteln. Public Space funktioniert mit einem Laptop (nicht im Bild), einem digitalen LED Beamer, einer Holzkiste und einem selbstgebauten optischen System aus 3 Komponenten: ein Fotoobjektiv, ein Zenitspiegel und ein Fischaugenobjektiv.
Das ganze funktioniert so: der Laptop liefert mit Hilfe astronomischer Open Source Software und HDMI Kabel eine realistische Simulation des Himmels an den Beamer. Der Beamer projiziert das Bild des Himmels auf das Fotoobjektiv, welches das Bild verkleinert, damit es durch das Fischaugenobjektiv passt. Verbunden werden die beiden Objektive mit dem Zenitspiegel, einem diagonal liegenden Spiegel, der das Bild aus dem Fotoobjektiv nach oben zum Fischauge umlenkt. Das Fischauge projiziert dann das Bild auf die Innenseite der Zeltkuppel.
Diese genial einfache Umsetzung war nicht meine Idee, sondern ist LhoumeauSkySystem zu verdanken, die auf ihrer Webseite eine detaillierte Anleitung und jede Menge anderes Material unter der Creative Commons License gratis zur Verfügung stellen.
Nun zu den Details: das Fotoobjektiv ist ein wunderschönes, gebrauchtes SMC Takumar 50 mm Objektiv mit einer Öffnung von f/1.4. Die große Öffnung ist notwendig damit das gesamte Bild durch die Linse passt und nicht abgeschnitten wird.
Das Weitwinkelobjektiv ist ein nicht weniger schönes second-hand Peleng 8mm f/3.5 Fischaugenobjektiv, das mit einem Bildwinkel von 180° den ganzen Himmel bis hinunter zum Horizont abbilden kann.
Der Zenitspiegel ist aus dem Teleskopshop. Dort gibt es auch die Adapterringe, um die Objektive an den beiden Öffnungen des Zenitspiegelgehäuses anzuschrauben.
Jetzt muss nur noch der Beamer an die Objektivkonstruktion angepasst werden. Projektoren haben meistens einen Offset, d.h. das Bild wird nicht gerade nach vorne projiziert, sondern in einem Winkel schräg nach oben, was Sinn macht, wenn der Projektor auf einem Tisch steht (oder verkehrt von der Decke hängt). Für unsere Anwendung muss das Gerät aber geneigt werden, damit das Bild genau horizontal auf das Fotoobjektiv fällt. Um die ideale Ausrichtung zu finden, wurde hier die traditionelle wissenschaftliche Methode "Trial & Error" verwendet (Go Science!).
Und was wäre ein DIY Planetarium ohne selbstgebaute Holzkiste? Die Projektionskiste ist aus leichtem Sperrholz gefertigt und schwarz gestrichen, nicht nur um cool auszusehen, sondern auch um Streulicht zu vermeiden. Die 50cm langen, klappbaren Beine sorgen dafür, dass der projizierte Himmel in der Kuppel erst über den Köpfen der Besucher anfängt und niemand geblendet wird.
Und Voilà, das fertige Projektionssystem:
Hi Ruth, eine tolle Anleitung! Was für einen Beamer nutzt Du denn? Macht es einen Unterschied, wenn die Auflösung 4k oder 1080p hat? Viele Grüße, Christoph